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  • Verpaßte ökologische Chancen1) - Alternativen für die Folgeplanung auf dem Krupp-Gelände in Duisburg-Rheinhausen [Entwurf I]
    Mittwoch, 29. März 2006 18:27
    Alter: 19 Jahre



    Kategorie: Natur- und Umweltschutz


    1. Rückgriff auf Willy Brandt und Erhard Eppler

    „Die Umweltproblematik hatte ich in meinen ersten Bundestagswahlkampf
    - 1961 - einbezogen und damit die Pragmatiker aller Schattierungen amüsiert. Als ich vor der Bundestagswahl von der bislang fast völlig vernachlässigten Gemeinschaftsaufgabe Umweltschutz gesprochen hatte - ... -, war mein Hauptargument, daß die Gesundheit von Millionen Menschen auf dem Spiel stehe. Reine Luft, reines Wasser, weniger Lärm dürften nicht papierene Forde­rungen bleiben.
    Da ich Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen war, lautete mein Schlußsatz, der Himmel über der Ruhr müsse wieder blau werden; das wurde banausen­haft ins Lächerliche gezogen. Die späte Wahrnehmung der großen ökolo­gi­schen Gefährdungen bleibt schwer verständlich, ... .“2)
    Zu den Pragmatikern aller Schattierungen zählten in 1961 auch die Gewerk­schaften und große Teile der Sozialdemokratie. „Der Schornstein muß rauchen!“, das war gültige Meinung. Industriell verursachte Umweltschäden wurden kaum wahrgenommen und schon gar nicht ihre Ursachen bekämpft. Wenn damals ein Studierender der Verfahrenstechnik umweltbedeutsame Fächer wie Staubtechnik, Staubfördertechnik und Wasseraufbereitung stu­dierte, dann erzeugte das bei gestandenen Ingenieuren nur Kopfschütteln.
    Willy Brand als Visionär und Realist3) war jedoch aus den überkommenen Denkstrukturen ausgebrochen, hatte Fehlentwicklungen wahrgenommen, sich für Neuerungen eingesetzt.

    Zwanzig Jahre später beschreibt ein anderer Vordenker der Sozialdemokratie, Erhard Eppler, neue Wege aus der Gefahr des üblichen, nicht durchdachten bloßen Verwaltens von Sachzwängen, insbesondere dem unbedingten Bestehen auf quantitativen (Wirtschafts-)Wachstum.
    „Was, wenn dies nun plötzlich nicht mehr gelten sollte, wenn es wirklich darauf ankäme, nicht nur zu denken, zu zählen und zu verwalten, sondern eine Wahl zu treffen, nämlich zwischen dem, was wachsen und was nicht wachsen soll?“4)

    Nach dem ersten Ölpreisschock der 70er Jahre war die Begrenztheit der Ressourcen noch offenkundiger. Dennoch blieben weite Teile der Sozialdemo­kratie verhaftet dem ungeprüften Denken nach immer mehr, immer größer und schneller (= quantitatives Wachstum). Eppler hingegen verfolgt die neue Linie des qualitativen Wachstums, präzisiert es als selektives Wachstum: „Darum soll hier auch nicht von qualitativem, sondern von selektivem Wachstum die Rede sein, von den ‚zukunftsweisenden Entscheidungen‘, mit denen Wachstum an einer Stelle gefördert, beschleunigt, ermutigt, auf der anderen gedämpft, gebremst, entmutigt oder gar gestoppt werden soll, von Entscheidungen, bei


     denen politisch nicht nur ‚gedacht, gezählt, verwaltet‘, sondern gewählt, eine Wahl getroffen werden muß zwischen Alternativen.“5)

    Aber was die Vordenker anzustoßen versuchten, kam bei weiten Teilen der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie nicht an. Weder wurde die Umwelt­problematik ernst genommen (mit dem Ergebnis der Abwanderung junger Mit­glieder und Wähler/-innen zu Die Grünen), noch wurde das Arbeitsplatz­argument im Sinne der Epplerschen Forderungen durchdacht. „Bleibt das Argument der Arbeitsplätze, das gegen jede selektive Wachstumspolitik vorge­bracht wird.“6)

    Zwei Papiere zur Folgeplanung für die Nachnutzung des Krupp-Geländes in Rheinhausen (= 250 ha unmittelbar am Rhein gelegen) verdeutlichen, welche Alternativen angedacht wurden.


    2. Folgeplanung für das Krupp-Gelände, alternativ
    2.1 Arbeitsplätze um jeden Preis?!7)

    An vier Stellen jubelte es in der Rheinhausen-Homberg-Ausgabe von NRZ/WAZ am 19. November: „Krupp schafft 620 neue Arbeitsplätze“. Der dies ankündigte, Dr. Cromme nämlich, hat ziemlich genau vor einem Jahr die Rheinhauser Hüttenwerker mitten in den Optimierungsgesprächen mit seinem Kahlschlagskonzept überrascht. Wollen wir mal sehen, was letztlich sich von den Ankündigungen verwirklichen wird.
    Aber: Nicht vergessen dürfen wir, daß es der Taktik des Vorstandes von Krupp-Stahl in Bochum gelungen ist, in knapp 20 Jahren eines der größten, modernsten gemischten Hüttenwerke der Welt in die Stillegung zu treiben. Über Jahre hinweg wurde Produkt für Produkt und Produktionslinie um Pro­duktionslinie vernichtet, ohne daß dafür Alternativen in das Programm ge­nommen wurden. ... Die jetzt (1988) angekündigten neuen 620 Arbeitsplätze müssen immer verglichen werden mit den16.500 Plätzen, die noch Mitte der 60er Jahre beim Hüttenwerk Rheinhausen vorhanden waren.

    Um welchen Preis aber sollen die neuen Arbeitsplätze gewonnen werden? „Die Arbeitsplatzbilanz einer Region darf nicht dadurch ausgeglichen werden, daß die Sozialbilanz oder die Umweltbilanz an ihrer Stelle belastet werden.“ (Olaf Sund, Präsident des Landesarbeitsamtes NRW).
    „Die beiden politischen Aufgaben der Zukunft sind die aktive Bekämpfung der andauernden Massenarbeitslosigkeit und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen.“ (Klaus Matthiesen).
    Nach Christoph Zöpel schadet dem ökologischen System in den Städten am meisten: „1. Der Verbrauch von Flächen für die Besiedlung und die Ausbeu­tung der Landschaft. Daraus leitet sich die Forderung nach Freiraumschutz und Landschaftspflege ab.“
    Alle drei Aussagen sind im „Jahrbuch Arbeit und Technik in NRW 1988“ nachzulesen und viele kritische Beiträge mehr, die sich gegen die falsche Politik „Arbeitsplätze um jeden Preis“ wenden.

     

    Der Krupp-Betriebsrat Hermann Verhufen hat aber - typisch für die Denk­weise der „Montanfraktion“ - nur eine Sicht: „Wir brauchen Arbeit“ (WAZ Nr. 242/15.10.1988). [Dafür ist er bereit, den Essenberger Bruch zu opfern.] Daß es sich bei dem Gewerbe-/Industriegebiet mitten im Essenberger Bruch um einen der letzten noch renaturierbaren Freiräume im Duisburger Westen handelt, wird bedenkenlos beiseite geschoben. Luftaustauschgebiet, Frischluft­schneise, Staubbinde- und Wasseranreicherungsgebiet, erhaltenswerte Bruch­landschaft für den Arten-, Biotop- und Naturschutz, das sind Sichtweisen, die für die ... Arbeitsplatzdenker ohne Bedeutung sind.
    „Mit diesem Freiraumverbrauch auf hohem Niveau gehen fortwährend Rege­nerationsräume für Wasser, Luft, Fauna und Flora verloren. ... Ein Verzicht auf Freiraumschutz und Landschaftspflege würde die Standortattraktivität auf jeden Fall noch schneller verringern und die Kosten einer späteren Sanierung - soweit diese dann überhaupt noch möglich ist - um ein Vielfaches erhöhen.“ (Christoph Zöpel). ...

    Zu den Arbeitsplätzen, die auf dem Gelände von Krupp-Stahl in Rheinhausen erhalten werden sollen (700 von ehemals 16.500), zählen auch 290 Plätze in Kokerei und Kraftwerk (so Dr. Cromme in der WAZ Nr. 270, 19.11.1988). Spätestens seit den Forschungsergebnissen der Hamburger Arbeitsmediziner Mantz und Mantz ist belegt, daß die Ofenarbeiter in den Kokereien einem deutlich höherem Krebsrisiko ausgesetzt sind, als besonders starke Lungen­raucher. Besonders gefährdet sind natürlich die Arbeiter in der „Wild-West-Kokerei“ von Krupp-Stahl. So wurde diese Kokerei von Umweltschützern be­reits 1979 bezeichnet, als nach über zweijährigem Streit vor dem Verwaltungs­gericht in Düsseldorf immer noch kein Entscheid gegen Krupp gefällt worden war (NRZ Nr. 283/06.12.1979). 1988 will Dr. Cromme immer noch gegen die millionenschweren Auflagen des Oberverwaltungsgerichts in Münster antreten, die inzwischen angeordnet wurden (WAZ Nr. 270, 19.11.1988). „Vielleicht bekommen wir noch einmal eine Verlängerung.“ ...

    „Der Umbau der industriellen Strukturen muß sich mit einer anderen Neu­orientierung verbinden, wenn ihm nicht bald die Luft ausgehen soll. Bei allem zeitlichen Druck, der dadurch entsteht, daß hohe Arbeitslosigkeit und bevor­stehender weiterer Arbeitsplatzabbau Erfolge bei der Schaffung von Ersatz­arbeitsplätzen gebieten, muß deren Qualität, Akzeptanz und absehbare Bestän­digkeit ihr Gewicht behalten.“ (Olaf Sund, Jahrbuch Arbeit u. Technik NRW 1988).


    2.2 Beplanung des ehemaligen Krupp-Geländes. Die Krise als Chance be­greifen

    Allerorten wird es sichtbar: Das Entwicklungsmodell der westlichen Industrieländer befindet sich in einer tiefen Krise. Ein „Weiter so, wie bisher“ führt nur noch tiefer hinein. Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und die größer werdenden Kluft zwischen arm und reich sind Folgen.
    Es stellt sich die Frage, sind wir zum hilflosen Zusehen verurteilt oder gibt es bereits genügend mutige Menschen, die gegensteuern wollen? Führende Institute, wie zum Beispiel das Wuppertaler-Institut, sind jenen eine Hilfe, die

    nicht mehr zusehen wollen, bis daß es zu spät ist. Und sie wollen auf die strukturelle Krise mit dem Konzept der Nachhaltigkeit antworten.

    Der Politik in der Bundesrepublik ist es allerdings noch nicht gelungen, öko­nomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit in einem neuen Entwick­lungskonzept zu vereinen.
    Auch auf lokaler Ebene hat die Politik vielfach nur das alte Konzept zur Hand, was da heißt: mehr Straßen, gleich mehr Wirtschaft, gleich mehr Arbeitsplätze. Heute, so ist für jedermann und jederfrau sichtbar, wohin eine solche Logik führt.

    Und doch schon sind an vielen Stellen bereits Veränderungen in Gang ge­kommen, die sich für eine ökologisch-ökonomisch nachhaltige Entwicklung nutzen lassen. Der Zwang, in Kreisläufen zu wirtschaften, Energie und Roh­stoffe effizient einzusetzen, wird zunehmend als eine der wichtigsten Aufgaben einer Gesellschaft angesehen, die Zukunft haben will.
    So auch hier auf dem ehemaligen Krupp-Gelände ließe sich vieles von dem verwirklichen, was für das langfristige Überleben unserer Region wichtig wäre. Zum Beispiel die Wiederverwertung von Abfallstoffen als Rohstoff. Zu nennen wären da die Altauto-Demontage und die Verwertung von Elektronik­schrott. Oder der Energiesektor. Wenn die Stadtwerke umziehen, so sollte dort der Bau eines GuD-Kraftwerkes verwirklicht werden. Schließlich wurde dies seinerzeit in der Kanzlerrunde (als Krupp dicht machte) von Helmut Kohl ver­sprochen. Auch die Stadtwerke waren ja schon dabei, Pläne zu erstellen. Frage: Wie weit sind diese gediehen?

    Als weiteres Standbein könnte die energetische Nutzung von Rest- und Ab­fallstoffen (Holz sowie kompostierbare Abfälle aus Haus und Garten) dienen. Dazu noch Projekte der Nutzung regenerativer Energien wie Wind- und Sonnenkraft. Daß eine Begrünung des Geländes nach ökologischen Gesichts­punkten nicht nur Arbeitspätze für Landschaftspfleger schafft, sondern darüber hinaus für das Wohlbefinden und die Gesundheit der hier arbeitenden Menschen von großer Bedeutung ist und indirekt Kosten im Gesundheitswesen einsparen hilft, auch darauf will das Duisburger Umweltforum hinweisen.

    Die Planer sollten auf der Basis des regionalen Bedarfs vorgehen, um den Gegenwind der Globalisierung abzumildern. Es sollte ein regionales Stoffstrommanagement geschaffen werden und der Kreislaufverbund von Unternehmen sollte gefördert werden. Verkehrs- und Energiepolitik muß so zu einem eigenständigen Element für unsere Region werden.

    Was wir dazu von der dafür zuständigen Politik hören, ist die gebetsmühlen­artige Wiederholung: Wir brauchen zuerst eine neue Straße, wir brauchen die L 473 n. Wenn die Politik und die dahinterstehenden Interessen keine anderen Vorschläge zur Beplanung der Krupp-Brache haben, so dürfen sie sich nicht wundern, wenn wir solche alten Denkweisen auf das Schärfste bekämpfen.

    Fortschrittliche Politiker, Planer und Verwaltungsfachleute setzen auf Nach­haltigkeit. Dieses beinhaltet u. a. Verkehrsvermeidung. Sie setzen auf effizien­tere Verkehrsträger und sie setzen auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit.


    2.2 Keine effektivere Nutzung des Krupp-Areals angedacht?

    Die WAZ-Redaktion Duisburg berichtete unter „Logport weit unter Job-Ziel­zahlen“9), daß „Logport“ als Logistik-Areal auf dem ehemaligen Krupp-Ge­lände statt der in 2000 genannten Zielzahl von 5.500 Arbeitsplätzen derzeit nur 1.800 aufweist (davon 1.400 Arbeitsplätze von neu angesiedelten Firmen).
    In seinem Kommentar schreibt W. Mohrs von ernüchternden Zahlen. „Doch andererseits: Eine effektivere Nutzung des Areals hat sich niemals aufge­drängt.“10)

    Ob es „effektivere“, also im Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln (bis­her ca. 240 Millionen Euro öffentliche Mittel in Logport geflossen!) wirkungsvollere Planungsvorschläge gab, ist öffentlich nie erörtert worden.
    Alternative Vorschläge gab es eine ganz Menge. Aber die konnten von BUND, NABU, Umweltforum etc., von engagierten Bürgern/-innen usw. in den Medien nur skizziert werden mangels Öffentlichkeit dieses speziellen Planungs- und Entscheidungsprozesses.
    Gab und gibt es überhaupt zu Logport einen genehmigten, offiziellen Flächennutzungsplan?!

    Noch vor der Stillegung von Krupp-Stahl (und von Krupp Maschinen- und Stahlbau; wird meist vergessen!) wurde 1990 unter Naturschutzgesichts­punkten gefordert: „Wirksamer Naturschutz erfordert hier, daß schon jetzt das südliche Krupp-Gelände zumindest bis zum Gaterweg geräumt wird. Dann könnten die an das Naturschutzgebiet grenzenden Flächen entlang der alten Straßen ‚Am Damm‘ und ‚Bliersheimer Straße‘ als Pufferzonen renaturiert werden. Die Strukturplaner bekämen westlich davon die dringend benötigten Freiflächen für neue Ansiedlungen.“11)

    In 1991 schreibt G. Verstappen zu diesen Vorschlägen von der Schaffung not­wendiger Voraussetzungen „... für die Ansiedlung neuer Gewerbe- und Industriebetriebe mit zukunftsorientierten Technologien.“12) Dabei verweist er auf den damit verbundenen Ausbau des Naturschutzes im benachbarten Natur­schutzgebiet Rheinaue-Friemersheim.

    Zwei Jahre später wird für eine zukunftsorientierte Planung des 265 ha-Krupp-Geländes gefordert: „Damit könnte auf der linken Rheinseite Duisburgs ein arbeitsplatzreiches Gemisch von weißer Industrie, nicht emittierenden Ge­werbebetrieben (kein Rauch, Dreck, Gift ...) entstehen. Eingebettet könnte das werden in einen Kranz neuer, durchgrünter Wohngebiete sowie - zum Natur­schutzgebiet Rheinaue Friemersheim hin - in eine zusätzliche grüne Pufferzone (viele Bäume, Hecken).“13) Das damals in die Planung eingebrachte „Entsor­gungszentrum“ wurde wegen seiner schädlichen Emissionen vehement abge­lehnt.

    Der Anlaß und Ausgangspunkt dieser Skizze - die Leserbriefe in NRZ/WAZ und in der RP14) - zeigt noch einmal deutlich, welche Chancen zu Beginn der 90er Jahre im Zuge der Krupp-Stillegung bestanden. Doch dazu gab es keinen planerischen Freiraum für die Entfaltung alternativer Ideen, für ihre Umsetzung in Planungsskizzen, ihre Bewertung und Abwägung. Der Entscheidungsprozeß lief an den Bürgern/-innen, der Bezirksvertretung und auch am Rat der Stadt Duisburg vorbei.


    3. Blick nach vorne
    3.1 Nun nicht auch noch eine „Osttangente“

    Aus dem Zwischenbericht der Stadtverwaltung geht hervor, daß für die allei­nige Logistik-Interessen auf dem Krupp-Gelände (jetzt „Logport“) 240 Mio. Euro an öffentlichen Mitteln aufgewendet worden sind. Dazu zählen die er­heblichen Investitionen in den Neubau des Autobahn-Zubringers L 473 n, spe­ziell für Logport-Gelände erstellt. Dieser Zubringer ist erst in einem Teilstück freigegeben (das nicht optimal genutzt werden kann, weil eine „Querspange“ [= Untertunnelung der DB-Strecke Rheinhausen-Krefeld] immer noch fehlt). Die Entlastungseffekte für den LKW-Schwerlastverkehr von und zu Logport sind also noch nicht bekannt. Trotzdem trommelt die Logport-Lobby ununter­brochen für eine zusätzliche, neue „Osttangente“ am linksrheinischen Rhein­ufer in Rheinhausen. Das würde den Stadtteil noch mehr von seinem Rhein und dem sich entwickelnden Rheinpark abkoppeln15), ist also abzulehnen!


    3.2 Denkmalschutz für Krupp-Erbe auf Logport

    Ganz offensichtlich sind alle bisher Verantwortlichen (einschließlich der Logistiker auf Logport) überfordert mit einer erfolgreichen Vermarktung der Villenkolonie auf dem Logport-Gelände, einschließlich des ehemaligen Werkskasinos von Krupp. Das historisch wertvolle Ensemble gammelt vor sich hin. Immerhin wurden zwischenzeitlich die Dächer renoviert.

    Die ebenfalls denkmalgeschützte Stahlkonstruktion der ehemaligen Hauptwerkstatt von Krupp-Stahl (vormals: Hüttenwerk Rheinhausen) ver­gammelt im nördlichen Teil des Geländes zwischen Tor 1 und Tor 3. Sie ist eingeschlossen von den Abstellplätzen der dort tätigen Automobil-Logistiker. Also:
    Trauriger IST-Zustand
    Der jetzige Zustand widerspricht allen Anforderungen der Denkmalpflege:
    ringsum mit Aufschüttungen des Logport-Geländes eingegraben;
    in einem Heer von abgestellten Pkw’s und Lieferwagen der Automobil-Logistiker ertrinkend;
    langsam vor sich hin rostend;
    ohne angemessenen, langfristig den Erhalt sichernden Nutzungszweck.
    ...

    SOLL-Zustand (Anregung)
    An einem Logport-Standort in unmittelbarer Nähe zur Villenkolonie (Bliers­heim) neu errichten, gut zugänglich für die Bürger/-innen, nutzen als Halle z. B. für eine Multivisions-Show „Krupp in Duisburg“. Daher:
    alternativen, nicht zubaubaren Standort in Nachbarschaft der Villenkolonie auf Logport-Gelände suchen;
    deutlich über Logport-Geländeniveau neu fundamentieren;
    Halle danach Stück für Stück demontieren, Einzelteile mit Korrosions­schutz versehen und neu aufbauen am neuen Standort;
    Ausbau für z. B. „Krupp in Duisburg“.

    Das ergäbe zusammen mit der Villenkolonie eine langfristig gesicherte, optisch wahrnehmbare Krupp-Präsenz in Rheinhausen (zur Bedeutung von Krupp für Rheinhausen und Gesamt-Duisburg).


    Wer soll das bezahlen (mögliche Geldgeber)?

    z. B. Krupp-Stiftung: Die Weltfirma Krupp ist hier im Wort. Nachdem sie sogar aus dem Verkauf der stillgelegten Krupp-Betriebe zusätzliches Kapital geschlagen hat und sie sich auch nicht an der Aufbereitung des Geländes für die Neuansiedlungen beteiligt hat, wird es Zeit für ein An­zeichen der Verbundenheit und des Engagements für die ehemalige Kruppstadt Rheinhausen (Duisburg).
    und/oder:
    NRW-Stiftung (ggf. alternative Landesmittel). Die prägende Kraft von Krupp für über 100 Jahre Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Nordrhein-Westfalens gilt es für die Nachwelt zu dokumentieren.

    Ergänzende (andere) Vorschläge?

     

    30167 Hannover, 29.03.2006, Schw/Li-Hz

     

     

     

    Literatur


    1) Schweres, M.: Ökologische Chance wurde verschenkt. Leserbrief in NRZ/WAZ Nr. 74 (28.03.2006)

    2) Brandt, W.: Erinnerungen. Frankfurt/M. (1989), S. 274 f.


    3) Merseburger, P.: Willy Brandt 1913 - 1992. Visionär und Realist. Stutt­gart/München (2002)

    4) Eppler, E.: Wege aus der Gefahr. Reinbek bei Hamburg (1981), S. 78

    5) Eppler, E.: a. a. O., S. 148

    6) Ders.: a. a. O., S. 168

    7) Schweres, M.: Arbeitsplätze um jeden Preis?! Typoskript vervielf., Duis­burg-Rheinhausen (20.11.1988). Die zitierten Textteile sind kursiv ge­druckt.


    8) Umweltforum: Beplanung des ehemaligen Krupp-Geländes. ... Typos­kript vervielf., Duisburg (Jan. 1997). Die zitierten Textteile sind kursiv gedruckt.

    9) Mohrs, W.: Logport weit unter Job-Zielzahlen. Zwischenbericht der Stadt­verwaltung mit ernüchternden Fakten: ...; WAZ Nr. 268/18.11.2005. - Vgl. Der Oberbürgermeister: Mitteilungsvorlage „Projektentwicklung Logport“ - Zwischenbericht -. Drucksache-Nr. 05-2561; Duisburg (12.10.2005)

    10) Mohrs, W.: a. a. O.

    11) Schweres, M.: Krupp-Hütte/Umwelt. Problematischer Weiterbetrieb. RP Nr. 235/09.10.1990

    12) Verstappen, G.: „Nicht konkurrenzfähig“ ... . RP Nr. 16/19.01.1991

    13) Schweres, M.: „Der Wegfall von Krupp verbessert das Umfeld“. WAZ Nr. 144/24.06.1993. - Vgl. Schroeder, K. E.: Fehlentwicklungen zeichnen sich ab. RP Nr. 143/23.06.1993

    14) Siehe 1). - Vgl. Schweres, M.: Chancen vertan. Krupp-Vermarktung. RP Nr. 62/14.03.2006

    15) Schweres, M.: „Osttangente“ - ... . Typoskript vervielf., Duisburg-Rhein­hausen 22.07.2005. - Siehe auch Schweres, M.: Falscher Logport-Stand­ort ... [Kurzversion]. Typoskript vervielf., Duisburg-Rheinhausen 25.07.2005






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    20060329_verpasste_oekologische_chancen_entwurf_I.pdf175 K

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